Effektive Vorbereitung von Multiplikator/innen in der evangelischen Jugendverbandsarbeit
„jugend macht politik“ begann 1997 als Kampagne, die das Interesse Jugendlicher an jugendpolitischem Engagement in und für die Evangelische Jugend beleben sollte. Vor 10 Jahren entstand eine Reihe von Heften und Broschüren rund um die jugendpolitische Praxis, die vielfach auch heute noch aktuell sind. Im Laufe der Jahre wuchs jedoch die Erkenntnis, dass nicht so sehr breit gestreute Print-Erzeugnisse, sondern vielmehr der persönliche Kontakt der beste Weg ist, um Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem jugend- und kirchenpolitsichen Engagement zu bestärken. 2004 fand daher das erste Kompaktseminar jugend macht politik statt, das dieses Jahr in die dritte Rund geht.

Schlagworte wie „Mitwirkung in der Bürgergesellschaft“ oder „bürgerschaftliches Engagement“ verbinden sich viel leichter mit Bildern von engagierten Senioren, die im Rahmen einer Tafel Essen sammeln und verteilen, als mit jungen Erwachsenen, die sich jugendpolitisch im Rahmen von großen Organisationen einsetzen. Doch gerade in einer lebendigen Bürgergesellschaft darf das Aushandeln und Organisieren von Interessen und Interessenkonflikten nicht den vermeintlichen Profis, seien es Politiker/innen oder Lobbyarbeiter/innen, überlassen werden, vielmehr müssen Jugendliche und junge Erwachsene an der Lenkung der gemeinsamen Geschicke beteiligt werden. Jugendverbände bieten hierfür unterschiedliche Formen an. Doch können auch im Jugendverband einem jugendpolitischen Engagement vielfältige Hürden im Weg stehen.

Das Kompaktseminar „jugend macht politik“ möchte diese aus dem Weg räumen. Es wendet sich ganz explizit an junge Erwachsene zwischen 17 und 24 Jahren, die schon ein bis zwei Jahre in Gremien auf Kreis- und Landesebene aktiv sind und sich auch weiterhin in dieser Form engagieren möchten und mitgestalten wollen. „jugend macht politik“ begleitet diese Jugendlichen ein dreiviertel Jahr lang in ihrem Engagement, unterstützt, motiviert und qualifiziert sie.

Gleichzeitig wird „jugend macht politik“ durch engagierte Jugendliche selber verantwortet. Die aej führt das Kompaktseminar gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Landesjugendvertretungen (AGLJV) durch. In der AGLJV kommen regelmäßig Jugendliche zusammen, die in Leitungsgremien der Evangelischen Jugend in den Landeskirchen aktiv sind. So fließen gleichberechtigt Themen der Hauptamtlichen aus der „Bundesstruktur“ und der Ehrenamtlichen aus den „Landesstrukturen“ in die Gestaltung des Seminars ein.

Gerade Gremienarbeit macht nicht nur Spaß, denn sie hat häufig nur mittelbare Folgen und kann viele Frusterlebnisse erzeugen. Doch auf für diese Arbeit gibt es Handwerkszeug, durch das erfolgreiches Arbeiten und eine positive Motivation unterstützt wird.

An zwei Wochenenden werden daher kompakt folgende Themenblöcke behandelt:

  • Kirche & Politik & Jugendverband
  • Macht & Verantwortung & Finanzen
  • Öffentlichkeit & Interessenvertretung
  • Organisation & Selbstmanagement
  • Reflektion & Motivation

Jedes einzelne dieser Themen bietet ausreichend Stoff für ein Wochenendseminar und trotzdem umfasst das Kompaktseminar nur fünf Tage auf zwei Einheiten aufgeteilt. Ziel des Seminars ist dann auch nicht, umfassendes theoretisches Wissen zu vermitteln, vielmehr sollen Fähigkeiten und Hintergrundwissen, die im Jugendverbandsalltag nützlich sein können, vermittelt werden. Die Inhalte sind immer auf die Praxis in der Evangelischen Jugend bezogen, eigene Erfahrungen können und müssen eingebracht und reflektiert werden.

So wie „Open Space“ die Kaffeepause zum Prinzip erklärt, geht es auch in der Arbeitsweise von „jugend macht politik“ darum formelle und informelle Strukturen und Arbeitsweisen sichtbar zu machen und zu erleben. Z.B. indem in einem möglichst realitätsnahen Setting ein politischer Empfang gespielt, geübt und reflektiert wird. Ebenso wichti ist es, Raum zu bieten, damit die Teilnehmer/innen voneinander lernen, ihre Erfahrungen austauschen und sich so in ihrem Engagement bestärken können.

Dahinter steht dennoch der Anspruch Fähigkeiten zu vermitteln, die auch in anderen Lebensbereichen (z.B. im beruflichen Werdegang) nutzbar sind und hierüber Engagement anzuerkennen und zu „belohnen“. „jugend macht politik“ soll zur Wertschätzung (jugend-)politischen Engagements beitragen und junge Erwachsene bestärken, sich nicht nur vor Ort bürgerschaftliche zu engagieren sondern sich auch aktiv in die Gestaltung der Rahmenbedingungen der Bürgergesellschaft einzubringen.

veröffentlicht in: DBJR (Hg), Jugendpolitik, 2/2007