Jugendpolitik ist auf die Sichtweisen junger Menschen angewiesen

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(aej) „Der direkte Kontakt mit jungen Menschen ist unabdingbar. Gesprächsmöglichkeiten mit Jugendlichen muss man daher nutzen, sich auf ihre Lebenswelt immer wieder neu einlassen und diese ernst nehmen.“ Dies erklärte Staatssekretär Dr. Herrmann Kues im Rahmen eines jugendpolitischen Podiums in der Französischen Friedrichstadtkirche Berlin am 21. April 2010.

Mit dem jugendpolitischen Hearing „Politik für junge Menschen“ wollten der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das Diakonische Werk der EKD und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) Impulse für eine eigenständige Jugendpolitik geben. 50 junge Menschen aus ganz Deutschland hatten bereits am Nachmittag mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages Themen wie die Arbeitsmarktpolitik, den Jugendschutz und eine stärkere Jugendbeteiligung diskutiert. Am Abend wurden ihre Fragen in einer Podiumsdiskussion zusammengetragen.Neben dem Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Herrmann Kues stellten sich Kerstin Griese (Vorstand Sozialpolitik des Diakonischen Werkes der EKD), Mike Corsa (Generalsekretär der aej) und Pascal Kober (MdB, FDP, Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages) den Forderungen der beteiligten Jugendlichen.

Mike Corsa begrüßte ausdrücklich die im Koalitionsvertrag niedergelegte Absicht der Regierungsparteien, wieder stärker jugendpolitisch aktiv zu werden: „Politik darf junge Menschen nicht zu Objekten machen. Jugendpolitik muss parteilich die Interessen junger Menschen in den Blick nehmen und diese aktiv einbeziehen.“

Die Forderung nach mehr Beteiligung war auch ein wichtiges Anliegen der Jugendlichen. Henning Siemen, ehrenamtlich aktiv in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit, erklärte, es sei symptomatisch, dass zwar Beteiligungsstrukturen beständen. Diese seien allerdings vielfach nicht langfristig und blieben über lokalpolitische Felder hinaus ungenutzt. Leuchtfeuerprojekte seien gut und wichtig, aber langfristig keine Perspektive für aktive Jugendbeteiligung.

Dass Beteiligung auch eine sichere soziale Basis benötigt, betonte Mario Scheifl, der gerade eine neue berufliche Perspektive findet: „Wer ‚harzt‘, ist in Deutschland kein normaler Mensch mehr. Hartz IV schafft Menschen zweiter Klasse.“ Eine Forderung der Jugendlichen bestand darin, allen jungen Menschen Zukunftsperspektiven zu eröffnen und die Sorge um eine unabhängige sichere Zukunft nicht zum festen Bestandteil von Jugend werden zu lassen.

Ein positives Signal für die beteiligten Jugendlichen war, dass Politik bereit ist, sich den Fragen und Forderungen junger Menschen zu stellen. Felix Beck, der die Veranstaltung als ehrenamtlicher Jugendlicher mit organisierte, fordert Konsequenz in der Umsetzung ein. „Jugendpolitik darf sich nicht in netten Partizipationsveranstaltungen erschöpfen. Die jungen Menschen erwarten endlich durchgreifende Verbesserungen mit Blick auf Ausbildung, Arbeit und Studium.“

Fotos von der Veranstaltungen sind hier und hier zu sehen.