Badische Landessynode tagte zusammen mit Evangelischer Jugend
Erstmals wurde in dieser Form miteinander und nicht nur übereinander gesprochen: Auf einem Schwerpunkttag beschäftigten sich die 72 badischen Landessynodalen gemeinsam mit über 72 Jugenddelegierten mit der Zukunft der Jugendarbeit.
In einem Referat über Sinus-Milieus gab der Sozialforscher Erik Flügge vom Sinus-Institut in Berlin am Vormittag den theoretischen Überblick über einen wesentlichen Aspekt des Zukunftsprozesses „Jugend stärken – Partiziation fördern“ der Evangelischen Jugendarbeit in Baden: Bei der Gewinnung neuer Zielgruppen und der Entwicklung attraktiver Angebote in der Jugendarbeit werde die Berücksichtigung der Stärken und Bedürfnisse der unterschiedlichen Milieus künftig unerlässlich sein. „Kirche erreicht derzeit nur ganz bestimmte Milieus wie Traditionelle oder Bürgerliche“, war das Fazit des Milieuforschers.
Die Herausforderung bestätigte Landesjugendpfarrer Thomas Schalla: „Wir müssen uns endlich bewegen und fragen, wie wir andere Milieus erreichen können.“ Der Student Fabian Peters, Delegierter in der Landesjugendkammer und Vorsitzender der Lenkungsgruppe für die Steuerung des Zukunftsprozesses, unterstrich: „Jugendarbeit muss sich stärker mit der veränderten Realität des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen.“ Es sei eine bittere Realität, dass es in einem Drittel aller Gemeinden innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Baden derzeit keinerlei Jugendarbeit gebe.
Den eigentlichen Kern des Tages bildeten die von den Jugendlichen geleiteten Workshops am Nachmittag. „Nur wenn Evangelische Jugend und Kirchenleitung gemeinsam an einem Strang ziehen, wird es uns gelingen, dass kirchliche Jugendarbeit auch zukünftig gesellschaftlich wirksam ist. Denn dafür brauchen wir beide Perspektiven“, so das Fazit von Fabian Peters.
Am Ende unterschrieben Synodalpräsidentin Margit Fleckenstein, Bildungsreferent Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht und die Vorsitzende der Landesjugendkammer Claudia Bendig eine gemeinsame Erklärung. Darin sicherte die Synode der Jugendarbeit ihre Unterstützung beim Zukunftsprozess zu. Sie ermutigt „Kirchenbezirke, Gemeinden und Jugendverbände dazu, junge Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen und ihrer Lebensfreude, ihren Fragen, ihrem Suchen nach Gott und Sinn, in ihren Sehnsüchten und Ängsten ernst zu nehmen und ihnen Raum und eigene Gestaltungsmöglichkeiten zu geben“, wie es in der Erklärung heißt.
Auf die Begegnung zwischen Landessynode und Jugendarbeit folgt nun ein zweiter Teil im Zukunftsprozess. Von Churchnight 2010 bis Churchnight 2011 sollen die Themen und Anliegen in die Breite der Landeskirche getragen und in Bezirken und Gemeinden Projekte, Maßnahmen und Veranstaltungen auf dem Weg zu einer Kirche, die auch mit den Augen von Jugendlichen sieht, durchgeführt werden.